10.2.4 Praktische Aspekte von Absaugungen
Die Effizienz der Erfassungselemente hängt von ihrer Form und den Anschlusswerten
ab (Fluss- und Luftgeschwindigkeit, Anschlussquerschnitt
und Unterdruck). Diese Parameter sind auf die Art (Dampf, Aerosol) und
Umfang (Menge, Volumen, Ausbreitungsdynamik) der abzusaugenden
Gefahrstoffe abzustimmen, um eine vollständige Erfassung zu erreichen.
Je nach Prozess treten die Gefahrstoffe auch in Konzentrationsspitzen nur
periodisch auf, etwa bei der Produktentnahme aus vorher geschlossenen
Systemen.
Für eine Absaugung ist immer eine Luftzuführung und der Ausgleich der
abgesaugten Luft notwendig, sonst entsteht kein ausreichender Volumenfluss.
Ein anderes Problem besteht vor allem bei älteren Anlagen: Hier ist
der Volumenstrom häufig ausreichend vorhanden, wird aber nicht richtig
geführt. Dadurch besteht die Gefahr, dass unbelastete Luft direkt als
Falschluft durch das Erfassungselement sinnlos wieder abgeleitet wird.
Zum anderen ist der Wirkradius des Erfassungselements beschränkt.
Abbildung 7: a) Ungezielte und b) gezielte Luftführung, c) Düsenplatte

Durch Ein- oder Anbauten, wie Abdeckungen, Luftleitbleche, Vorhänge
usw., kann die gesamte Zuluft und Umgebungsluft gezielt geführt und damit
die Ausbreitung gefahrstoffhaltiger Luft in die Arbeitsbereiche unterbunden
werden. Besser wäre es, Düsenplatten zu verwenden, da diese
eine größere Effizienz aufweisen (siehe
Abbildung 7).
Die Zuluft kann dabei gezielt zur Emissionsquelle, z. B. in Flussrichtung
der Erfassungselemente, geleitet werden, um dort Gefahrstoffe aufzunehmen
und den Transport in die Erfassungselemente zu unterstützen.
In angrenzenden Randbereichen, die nicht effizient abgesaugt werden,
können die Gefahrstoffe durch Abdeckungen so eingeschlossen werden,
dass sie sich aus diesen nicht unkontrolliert weiter ausbreiten können,
sondern nur der Weg in abgesaugte Zonen offensteht.
Dabei ist zu beachten, dass im Gemisch auch freiwerdende Hilfsstoffe
enthalten sein können, die schwerer als Luft sind (z. B. Pentan, FKW) und
zusätzlich eine Absaugung unterhalb der Emissionsquelle oder bodennah
erforderlich machen.
Gefahrstoffmessungen oder gleichwertige Verfahren sind erforderlich, um
festzustellen, ob die vorhandenen Absaugungen und weiteren Schutzmaßnahmen
ausreichend sind, die Grenzwerte einzuhalten.
Bei komplexen Anlagen ist es empfehlenswert, auf fertige Systeme zurückzugreifen,
weil auch Erkenntnisse aus Gefahrstoffmessungen in die
Konstruktion einfließen.
10.2.4.1 Absaugungen im Sprühverfahren
Isocyanathaltige Gemische werden als Reaktionslacke und reaktive Beschichtungen
auch im Sprühverfahren eingesetzt. Hierbei kommen abgesaugte
halboffene Sprühstände und Sprühkabinen nach DIN EN 16985
zum Einsatz.
(152)Auch bei vorhandener und ausreichender Absaugung kommt es an Sprühständen
oder begehbaren Sprühkabinen zu einer Verwirbelung der Aerosole
und Aufnahme in den Atembereich, dem sogenannten Overspray.
Dies lässt sich nicht vollständig verhindern.
Bei jeder möglichen Vorzugsrichtung der Absaugung existieren immer
Lackteilchen, die nicht genau in dieser Vorzugsrichtung die Sprühpistole
verlassen, durch den Luftstrom abgelenkt werden und nicht auf das
zu lackierende Objekt treffen. Dies geschieht beispielsweise, wenn eine
Sprühpistole von verschiedenen Winkeln aus auf das zu lackierende Objekt
gerichtet wird, um eine vollständige Lackierung zu erreichen.
Aus diesem Grund kann ein Overspray auch nicht durch eine Erhöhung
der Absaugleistung minimiert werden, sodass hier ergänzender Atemschutz
(siehe
Abschnitt 12.1) notwendig wird. Für die Beurteilung der angebrachten
Schutzmaßnahmen können Arbeitsplatzmessungen hilfreich
sein.
Die gesprühten Partikel bleiben unterschiedlich lange in der Luft (abhängig
vom Sprühverfahren). Besonders kleine Tröpfchen brauchen lange,
um sich abzusetzen, sodass der Atemschutz auch nach Ende des Sprühvorganges
nicht sofort abgelegt werden sollte.