9.1 Messverfahren zur Ermittlung der Exposition (33)
Die messtechnische Überwachung von Isocyanaten in der Luft am Arbeitsplatz
kann nur von Personen vorgenommen werden, die über den nötigen
Kenntnisstand bezüglich Messplanung, Probenahme und Analytik (Fachkunde
gemäß
§ 7 Abs. 10 GefStoffV) verfügen. Planung, organisatorische
Durchführung, Aus- und Bewertung von Konzentrationsmessungen in der
Luft von Arbeitsbereichen sind in der Technischen Regel für Gefahrstoffe
(TRGS) 402 „Ermitteln und Beurteilen der Gefährdungen bei Tätigkeiten
mit Gefahrstoffen: Inhalative Exposition“ beschrieben. Speziell für die Ermittlung
der Exposition gegenüber Isocyanaten ist die
TRGS 430 „Isocyanate
– Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen“ anzuwenden.
(28)
(33)
(37)Messungen können durch akkreditierte Messstellen oder im Zuge des
Präventionsauftrages nach
Sozialgesetzbuch VII von dem jeweils zuständigen
Unfallversicherungsträger durchgeführt werden.
Akkreditierte Messstellen sind auf der Homepage der Deutschen Akkreditierungsstelle
(DAkkS) zu finden. Eine Übersicht steht auch auf der Internetseite
des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
(IFA) zum Download bereit:
www.dguv.de, Webcode: d4706.
(174)
(163) (176)Empfohlene Messverfahren finden sich beispielsweise in der IFA-Arbeitsmappe
„Messung von Gefahrstoffen“ oder in der Methodensammlung
der DFG „Deutsche Forschungsgemeinschaft – Analytische Methoden zur
Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe, Luftanalysen“.
(155) (156)Das im Messsystem Gefährdungsermittlung der Unfallversicherungsträger
(MGU) angewendete Messverfahren ermöglicht die Bestimmung
Bei Heißverarbeitung von Polyurethanen und Diisocyanaten, insbesondere
bei Pyrolyseverfahren, können Monoisocyanate, wie 2,6-Diisopropylphenylisocyanat
(DIPPI), Tolylisocyanat oder Phenylisocyanat, als Zersetzungsprodukte
entstehen und in gesundheitsgefährdenden Konzentrationen
auftreten.
Bei der Probenahme werden die in der Luft am Arbeitsplatz auftretenden
gas- und partikelförmigen Isocyanate stationär oder personengetragen
erfasst. Sie werden auf einem imprägnierten Glasfaserfilter in der Regel
zwei Stunden lang gesammelt und durch die Umsetzung mit dem Derivatisierungsmittel
stabilisiert (derivatisiert). Die analytische Bestimmung
erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt mittels Hochleistungsflüssigchromatographie
(HPLC) mit UV-VIS-Diodenarray (DAD)- und Fluoreszenzdetektion
(FLD).
Um die TRIG in der Luftprobe zu bestimmen, wird eine Materialprobe des
im Arbeitsbereich eingesetzten, isocyanathaltigen Materials benötigt.
Der NCO-Gehalt in der Materialprobe wird durch eine Säure-Base-Titration
bestimmt. Dann wird das Material ebenfalls mit dem Derivatisierungsmittel
umgesetzt und chromatographisch untersucht. Das Ergebnis dient als
Referenz für die TRIG-Bestimmung in der Luftprobe.
Auch für eine Aussage bezüglich Polyisocyanate in der Luftprobe wird das
Ergebnis der Materialprobe herangezogen. Hierfür wird zusätzlich eine
ausreichend präzise Angabe im Sicherheitsdatenblatt zum Polyisocyanatgehalt
benötigt.
Die Bestimmung des Gehalts an monomeren Diisocyanaten und ausgewählter
Monoisocyanate in der Luftprobe erfolgt durch Vergleich mit Standardsubstanzen,
die einzeln verfügbar sind.
Grundsätzlich gibt es noch weitere Möglichkeiten, Isocyanate in der Luft
am Arbeitsplatz zu bestimmen. Ihre Eignung im Sinne der
TRGS 402, wonach
ein geeignetes Messverfahren zur Expositionsermittlung u. a. einen
Mindestmessbereich von einem Zehntel bis zum Doppelten des AGW aufweisen
muss, wäre vor ihrem Einsatz zu prüfen. Sie können unabhängig
davon jedoch für Übersichtsmessungen gemäß
TRGS 402 dienen.
Hierzu zählen direktanzeigende Messgeräte, bei denen NCO-Gruppen mit
einem imprägnierten Papierband zu einer farbigen Verbindung reagieren.
Diese wird photometrisch bestimmt und als Konzentration angezeigt. Eine
andere direktanzeigende Methode nutzt ein Ionenmobilitätsspektrometer.
Isocyanate werden hierbei ionisiert und nach Durchwanderung eines
elektrischen Feldes durch ihre charakteristischen Flugzeiten identifiziert.
(37)Für Isocyanate mit höherem Dampfdruck, beispielsweise TDI, können beide
Gerätetypen eingesetzt werden. Bei schwer flüchtigen Isocyanaten ist
ihr Einsatz eher nicht zielführend.
In den Fällen, in denen von einer überwiegenden Exposition gegenüber
aerosolförmig auftretenden Isocyanaten ausgegangen werden kann, wie
beim Spritzlackieren, kann die Konzentrationsbestimmung prinzipiell auch
über eine Staubmessung erfolgen. Das Auftreten weiterer Partikel muss allerdings
ausgeschlossen sein, da es sich in diesem Fall um ein unspezifisches
Bestimmungsverfahren handelt.